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Fachbeiträge "Aufsicht im Museum / QEM"

Brandschutz bleibt zentrale Aufgabe für Kulturbetriebe

Auch 2019 wieder zahlreiche Brände zu beklagen

Vor fünf Jahren hat dieses Magazin erstmals über Brände in Archiven, Bibliotheken, Museen u.a. kulturbewahrenden Einrichtungen berichtet. Für das Jahr 2015 war die Bilanz mit 19 Vorkommnissen besonders erschütternd. 2016 waren es `nur´ fünf Feuer, aber drei davon in Deutschland. 2017 waren elf Häuser betroffen, davon neun hierzulande. 2018 waren 17 Einrichtungen betroffen, davon sechs in Deutschland. (Anm. 1) Und 2019?

Großereignisse dürfen Blick nicht verstellen

Mitte April 2019 hat der brennende Dachstuhl der Kathedrale Notre-Dame de Paris die französische Hauptstadt, das ganze Land und weite Teile der Welt erschüttert. Ausmaß und Ursache der Schäden waren noch nicht ganz klar, da wurden schon die ersten Maßnahmen für den Wiederaufbau diskutiert und ein gewaltiger Geldsegen zur Finanzierung dieser nationalen Großaufgabe angekündigt. Der Brand hat das Gotteshaus, das jährlich bis zu 14 Millionen zählte, schwer in Mitleidenschaft gezogen. Verloren sind u.a. der historische Dachstuhl und der Vierungsturm sowie Teile des Gewölbes. Die Ursache für den Brand ist nicht endgültig geklärt, ein Kurzschluss oder aber eine brennende Zigarette sind möglich. Die Kathedrale, seit 1991 Teil des Weltkulturerbes der UNESCO, soll originalgetreu wiederaufgebaut werden. Der Großbrand Paris hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Damit diese Schlagzeilen jedoch nicht den Blick auf andere Brandkatastrophen verstellen, hier eine Übersicht zu acht weiteren Bränden in kulturellen Einrichtungen im Jahr 2019. Allein sechs dieser Brände haben sich in Deutschland ereignet! (Anm. 2)

• Stadtbibliothek Mannheim (18.04.)
• Karpeles Library Museum, St. Louis / USA (28.04.)
• Museum Moderne Kunst, Frankfurt / Main (28.07.; Aufzug)
• Technikmuseum, Speyer (18./25.10; 22.11.)
• Archiv Bonner Stadthaus (24.10.)
• Getty Center, Santa Monica, California / USA (28.10.)
• Shuri-Burg (Welterbe), Okinawa (02.11.)
• Schachmuseum Ströbeck / Harz (15.11.)
• Waldmuseum Ebersberg (19.12.)

Besonders dramatisch erscheint der Verlust von großen Teilen der Shuri-Burg auf der Insel Okinawa. Die seit dem 14. Jahrhundert auf- und ausgebaute Palastanlage, seit 2000 UNESCO-Welterbe, war einst der Sitz der Shō, der Herrscher über das Königreich Ryūkyū. Das verheerende Feuer hat insgesamt sechs Gebäude mit insgesamt 4.200 m² Fläche vollständig zerstört. Schwerst getroffen ist auch das Schachmuseum in Ströbeck, Sachsen-Anhalt. Der Ort ist für seine bis ins Mittelalter zurückreichende Schach-Tradition bekannt, die von der Deutschen UNESCO-Kommission 2016 in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden ist. Das Feuer hat das historische Fachwerkhaus schwer zerstört, Teile der Sammlung sind verloren. Ob und wann das Haus wieder öffnet, ist ungewiss.

Wachsamkeit, Technik und Übung

Kulturbewahrende Einrichtungen sind recht häufig von Bränden betroffen. Das liegt oftmals auch an ihrer historischen Bausubstanz. Umso wichtiger, dass die Maßnahmen zum baulichen, technischen und betrieblichen Brandschutz eingehalten werden. Sie sind in den Bauordnungen der Länder formuliert. Moderne und regelmäßig überprüfte Technik ist das eine; genauso wichtig ist aber auch das Funktionieren des Personals im Bedarfsfalle. (Anm. 3) Dazu gehören wachsame Sinne, das Beherrschen der Alarmkette, die Vertrautheit mit den Örtlichkeiten sowie eine immer wieder zu probende Zusammenarbeit mit örtlichen Feuerwehren und Hilfswerken oder der Selbsthilfeorganisation der Notfallverbünde. (Anm. 4)

Was so selbstverständlich klingt, sollte ernst genommen werden: Auch das noch junge Jahr 2020 kennt bereits eine traurige Feuerbilanz

  • Zoo, Krefeld (01.01.20)
  • Oldtimermuseum, Hechingen (08.01.)
  • Kutschen-Museum, Hinterstein (19.01.)
  • Chinatown Museum, New York (24.01.)
  • DDR-Militärmuseum, Ribnitz-Damgarten (02.02.)
  • Bauernhofmuseum, Illerbeuren (29.02.)
  • Deutsches Peitschenmuseum, Killer (05.04.)
  • Humboldt Forum / Stadtschloss, Berlin (08.04.)

Anm. 1: Vgl. Berthold Schmitt, Kulturbetriebe in Flammen. Ein erschütternder Rückblick auf das Jahr 2015, in: KulturBetrieb, eins 2016, S. 50 f; ders., Brand bleibt großes Risiko für Kulturbetriebe, in: KulturBetrieb, eins 2018, S. 52 f; ders., Feuer bleibt Risiko für Kulturbetriebe, in: KulturBetrieb, eins 2019, S. 48.
Anm. 2: Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Anm. 3: Vgl. Berthold Schmitt, Brände in Museum, Bibliothek und Archiv. Bauliche und technische Vorsorge sind zwingend, gut geschultes Personal unentbehrlich, in: KulturBetrieb, eins 2014, S. 66 f; vgl. Marco Schmöller, Vorbeugender Brandschutz in Kulturbetrieben. Betrieblich-organisatorische Maßnahmen sind unentbehrlich, in: KulturBetrieb, eins 2016, S. 48 f.
Anm. 4: Vgl. Ralf Seeber, Übung macht den Meister! Das gilt auch für Notfallverbünde, in: KulturBetrieb, zwei 2017, S. 68-69; vgl. Berthold Schmitt, Kommunikation, Ausstattung und viel Übung! Kunst- und Kulturgut im Notfall schützen und bergen, in: KulturBetrieb, zwei 2017, S. 44; Gemeinsames Portal der Notfallverbünde Kulturgüterschutz in Deutschland; notfallverbund.de; »Notfallverbünde Deutschland« ausgezeichnet! „Riegel – KulturBewahren 2017“ geht an Netzwerk für Prävention und Kooperation, in: KulturBetrieb, zwei 2017, S. 60.

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in KulturBetrieb, eins 2020, S. 19.