Dank der kräftigen Wirtschaft hierzulande fällt es Museen und Ausstellungshäusern sowie Dienstleistungsunternehmen aus der Wach- und Sicherheitsbranche schwer, offene Stellen im Bereich Service und Aufsicht zu besetzen. (Anm. 1) Für Migranten entstehen daraus Chancen.
Kommunikation für mehr Service und Sicherheit
Die Qualität von Besucherorientierung und Service am Kunden bemisst sich zum großen Teil an der Qualität der Kommunikation. Freundliche Mimik und unterstützende Gestik sind zentrale Elemente der nonverbalen Körpersprache, können aber das gesprochene Wort nicht ersetzen. Das aber ist wichtig, um den unterschiedlichsten Fragen und Anliegen der Besucherinnen und Besucher gerecht zu werden und ihnen einen angenehmen Aufenthalt bieten zu können. Aber es geht nicht nur um das Wohlergehen der Gäste, sondern auch darum, die Service- und Aufsichtskräfte bei der Durchführung ihrer Aufgaben und Pflichten zu unterstützen. Besonders hilfreich dabei ist die verbale Kommunikation, denn sie „fördert die Motivation, stärkt die Handlungssicherheit bei der Begegnung mit den Museumsgästen und dient zugleich der Schadensprävention.“ (Anm. 2)
„Gesamtprogramm Sprache“ der Bundesregierung
Der Erwerb der deutschen Sprache ist von zentraler Bedeutung für die nachhaltige Integration von Flüchtlingen. Ab 1. Juli 2016 finanziert der Bund „berufsbezogene Deutschkurse für Zuwanderer und Flüchtlinge. Diese Kurse schließen an die Integrationskurse an. (…) In den Integrationskursen lernen Zuwanderer die deutsche Alltagssprache. Sie bekommen Orientierung über die deutsche Rechtsordnung, Kultur und Gesellschaft. In daran anschließenden berufsbezogenen Sprachkursen werden arbeitsuchende Migranten und Flüchtlinge kontinuierlich auf den Arbeitsmarkt vorbereitet.“ „Wer an den Sprachkursen teilnimmt, entscheiden die Arbeitsagenturen und Jobcenter. Arbeitsuchende Migranten und Flüchtlinge mit Aufenthaltsgestattung können in einer Eingliederungsvereinbarung vom Jobcenter zur Teilnahme verpflichtet werden. Sie haben dann Vorrang bei der Kursbelegung. (…) Die Kurse sollen pro Modul mit mindestens 15 Teilnehmern durchgeführt werden. In ländlichen Regionen sind auch kleinere Gruppen möglich. Der Unterricht kann in Vollzeit-, Teilzeit- und bei Bedarf online erfolgen.“ (Anm. 3) Für die Sprach- und Integrationskurse stellt der Bund im Jahr zusätzlich zu dem Programm des Europäischen Sozialfonds (ESF) weitere 179 Millionen Euro zur Verfügung.
Fazit
Museen, die von ihren Service- und Aufsichtskräften erwarten, mehr als nur stumme „Visitenkarten“ zu sein, sollten klare Anforderungsprofile definieren und dafür Sorge tragen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (eigene und / oder externe) zur Durchführung ihrer Aufgaben befähigt werden. (Anm. 4) Für Personal mit Migrationshintergrund können das z.B. Deutschkurse sein und für die gesamte Berufsgruppe versierte Trainings für mehr Besucherorientierung.
Dr. Berthold Schmitt, Herausgeber der Fachzeitschrift KulturBetrieb
Anm. 1: Vgl. dazu Berthold Schmitt, Zunehmender Wettbewerb auf dem hiesigen Arbeitsmarkt. Kulturbetriebe sollten mehr in Qualifizierung und Anerkennung des Service- und Aufsichtspersonals investieren, in: KulturBetrieb, vier 2013, S. 28.
Anm. 2: Ders., Die Museumsaufsicht: Zwischen Publikumsservice und Schadensprävention, in: Markus Walz (Hrsg.), Handbuch Museum. Geschichte – Aufgaben – Perspektiven, Stuttgart 2016, S. 274-275.
Anm. 3: Bund finanziert Sprachförderung: Zuwanderer lernen Deutsch für den Beruf, in: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung; Quelle: https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2016/05/2016-05-04-berufsbezogene-deutschsprachfoerderung.html; Abfrage: 29.06.2016
Anm. 4: Vgl. Berthold Schmitt, Deutschkurse statt Prüfungsgebühren! Museen sollten bei der Qualifizierung von Service- und Aufsichtspersonal in relevante Inhalte investieren, in: KulturBetrieb, zwei 2015, S. 63-66.
Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in "KulturBetrieb. Magazin für innovative und wirtschaftliche Lösungen in Museen, Bibliotheken und Archiven", drei 2016, S. 78.