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Fachbeiträge "Aufsicht im Museum / QEM"

Stehend k.o.

Museumsaufsichten haben hohes Erkrankungsrisiko

Stehende Tätigkeiten sind auch in Museen weit verbreitet, stellt doch das Personal in Aufsicht, Kasse und Garderobe oft die größte Berufsgruppe. Typische Folgen sind Erkrankungen des Halteapparates und der Gefäßsysteme.

Langes Stehen ist beinharte Arbeit

Stehende Tätigkeiten, die über Wochen, Monate und Jahre ausgeübt werden, können den Körper schwer belasten. Besondere gesundheitliche Risiken bestehen für das Muskel-Skelett-System (z.B. Muskeln, Gelenke, Bandscheiben, Wirbelsäule) und für das Herz-Kreislauf-System (z.B. Kribbeln, Entzündungen, Thrombosegefahr). Müdigkeit, Rückenschmerzen, Krampfadern und Kreislauferkrankungen tragen dazu bei, dass in den sog. Stehberufen doppelt so viele Ausfalltage gezählt werden wie in anderen Berufsgruppen. Während im Jahr 2011 die sozialversicherten Beschäftigten innerhalb der öffentlichen Verwaltung an durchschnittlich 18,1 Tagen arbeitsunfähig (AU-Tage) waren, kamen Wächter und Aufseher auf durchschnittlich 20,3 AU-Tage. (Anm. 1)

Was ist zu tun?

Wenn ein Arbeitnehmer sich bei der stehenden Tätigkeit frei bewegen kann, handelt es sich nicht um eine sog. `andauernde Steharbeit´. Bei dieser hat der Betroffene nur die Möglichkeit, „sich wenige 20 cm zur Seite, nach vorn, nach hinten zu bewegen“, d.h. Stehen wird zur Zwangshaltung. (Anm. 2) In diesen Fällen ist der Arbeitgeber zu technischen und baulichen Maßnahmen verpflichtet, darunter die Ausstattung mit wärmegedämmten und elastischen Bodenbelägen. Hier einige Empfehlungen, um Fehlbelastungen bei stehender Tätigkeit zu vermeiden und Erkrankungen vorzubeugen:

Schuhwerk soll den Fuß stützen und schützen. Kräftige Hinterkappen halten die Ferse, bewegliche Sohlen fördern das Abrollen und eine Absatzhöhe zwischen zwei und vier cm garantiert eine gleichmäßige Gewichtsverteilung zwischen Vor- und Rückfuß. Zur Entspannung und Lüftung sollten die Schuhe einmal täglich gewechselt werden. Zur Verwendung von Hilfsmitteln wie Schuheinlagen, Kompressionssocken oder -strümpfen sollte medizinischer Rat eingeholt werden.

Gesundheitsbewusstes Verhalten: Um Fehlhaltungen zu vermeiden, soll das Muskel-Skelett-System möglichst viel bewegt und wechselnd belastet werden. Dazu gehören: Symmetrisches Belasten beider Beine, abwechselnde Belastung von Stand- und Spielbein, Stehen im hüftweit gespreizten Stand sowie Bewegungs- und Entspannungsübungen (Wechsel zwischen Stehen, Gehen und Sitzen, Strecken, Dehnen oder das Hochlegen der Beine in der Pause). Zu ausgleichenden Aktivitäten, die die Durchblutung und den Muskelaufbau in den Beinen fördern, zählen z.B. Radfahren, Schwimmen oder die Bewältigung kürzerer Wege zu Fuß.
Weitere Informationen bieten die meisten Krankenkassen ihren Mitgliedern kostenfrei an.

Fürsorgliche Arbeitgeber: Mit Blick auf die Gesundheit sollten die Beschäftigten über Möglichkeiten der Belastungsminderung unterwiesen und zu gesundheitsbewusstem Verhalten am Arbeitsplatz angeregt werden. Zudem sollte der Arbeitgeber Sitzmöglichkeiten wie Stühle oder sog. Stehhilfen vorhalten.

Berthold Schmitt, QEM - Qualifizierte Einbindung von Museumspersonal
www.aufsicht-im-museum.de

QEM - Qualifizierte Einbindung von Museumspersonal ist Förderer der Auszeichnung "Riegel - KulturBewahren" (www.riegel-preis-kulturbewahren.de)

Anm 1: Vgl. BKK Gesundheitsreport 2012, S. 148 ff
Anm. 2: Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI) (Hrsg.): Bewegungsergonomische Gestaltung von andauernder Steharbeit. Eine Handlungsanleitung zur Beurteilung der Arbeitsbedingungen, Potsdam 2009 (www.lasi.osha.de/docs/lv50.pdf)

Dieser Beitrag wurde erstmals publiziert in "KulturBetrieb. Magazin für wirtschaftliche und innovative Lösungen in Museen, Bibliotheken und Archiven", drei 2013, S. 12.

Zum Magazin: http://www.kulturbetrieb-magazin.de/fileadmin/user_upload/kulturbetrieb-magazin/magazin/KulturBetrieb-2013-Ausgabe-3-August.pdf